Kommentare und Hervorhebungen: JPS
Der beste Schäfer – war ein Pudel …
Eine Hommage an den König der Pudel
Wie die pfiffige Großpudeldame Julchen, die anfangs am Hundesportplatz nur mitleidig belächelt wurde, |
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Mit der Schlagzeile „Der beste Schäfer war ein Pudel“ wurde Großpudelmädchen „Julchen vom Bergalmschlößle“ zur medialen Berühmtheit, als sie zum dritten Mal beim Wanderpreis für den „Besten Schäferhund“ über alle Konkurrenten triumphierte. Und so kam es, dass das Hundeführer-Sport-Abzeichen des Vereins für Deutsche Schäferhunde schweren Herzens an Julchens Frauchen abgegeben werden musste. Für manche Schäferfans ein wahrer Schock, denn damit hatte wohl keiner ernsthaft gerechnet. Am wenigsten die Besitzer der Deutschen Schäferhunde, die da eifrig auf ihrem Übungsplatz trainierten, als plötzlich ein Pudel auftauchte und mitmachen wollte. „Julchens“ Anwesenheit wurde anfangs mehr mit einem mitleidigen Lächeln quittiert als ernst genommen. Dass die pfiffige Pudeline den Deutschen so schnell die Show stehlen sollte, war so gar nicht eingeplant … Eine amüsante und wahre Geschichte, die zeigt, was im Großpudel so alles steckt, wenn er mehr sein darf, als ein bespötteltes „Frisurenmodel“. Ein faszinierender Allrounder, der auch als Leistungshund lange Tradition und außergewöhnliche Qualitäten an den Tag legt. Die Vorurteile, die dem Pudel bis heute anhängen, entstanden ja erst in den sechziger Jahren, als der attraktive Wollhund zum Modegag zu verkommen drohte. Immer ausgefallenere Frisuren, immer aufwändigeres Styling und Unarten wie Sprayen und Färben wandelten das Image des ehemaligen Hüte-, Jagd- und Begleithundes zum bemitleidenswerten Haarclown. Die erste Begegnung mit einem dieser eleganten Hundewesen habe ich noch gut in Erinnerung, wenn diese auch Jahre zurückliegt. Meine Vorstellungen von Pudeln waren damals irgendwo zwischen „keine richtigen Hunde“ und Assoziationen zu kunstvollen Heckenschnitten angesiedelt. Doch der Großpudel, der da nicht weit von mir ruhig und selbstbewusst neben dem Tisch seiner Leute lag, faszinierte mich schon bald ob seiner gelassenen Ausstrahlung. Sogar unsere heute schon recht betagte Inselprinzessin Sidney (sie stammt von einer griechischen Insel), die sich sonst so gar nicht für andere Rüden interessierte, unternahm einige Flirtversuche in Richtung Nachbartisch. Seither sind wir Großpudel-Fans. Lästerern halten wir entgegen, dass der Pudel die Show-Frisuren nicht erfunden hat. Des Pudels Handicap ist ja nicht sein Wollfell an sich, sondern der seltsame Ehrgeiz mancher Besitzer, aus einem harmonisch schönen Hund ein mitunter abschreckendes Frisurenmonster zu kreieren. Wenn zwar nicht jede Modeschur gleich als Tierquälerei verdammt werden muss, freue ich mich doch gemeinsam mit vielen Pudelfreunden über die spürbare Tendenz der letzten Zeit, Wesen, Veranlagung und natürliche Ausstrahlung dieser vielseitig begabten Rasse höher zu bewerten als künstliches Styling. Das ist ein erster wichtiger Schritt zurück zu den Wurzeln einer uralten Hunderasse, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen sollen. Einer Rasse, die viele Mütter und Väter kennt (siehe Kasten unten). In der Vergangenheit war der Großpudel jedenfalls nicht allein zum Schönsein geboren. Der majestätische Große führte Blinde, zog die Wägen der Gaukler und Zirkusleute, begeisterte mit Kunststückchen, diente als Kriegshund, hütete das Vieh, suchte Trüffel und stellte dem Wild als Jagdhelfer nach. Der Pudel brillierte in jeder Disziplin. In alten Büchern finden sich die überschwänglichsten Lobreden auf die Fähigkeiten des vielseitigen Wollhundes als „vollkommenster, lernfähigster und intelligentester aller Hunde“.
Pudelliebhaber vermuten, dass es die ursprüngliche Verbindung zwischen Jagd- und Hütehund ist, die dem Pudel seine sprichwörtliche Gelehrigkeit in die Wiege gelegt hat. Umgekehrt fordert die hohe Intelligenz den Besitzer eines solchen Hundes. Ein Großpudel ist nicht zum Stubenhocker geboren. Er braucht ein anregendes, abwechslungsreiches Umfeld, das dem aufgeschlossenen Naturell dieses vierbeinigen Gesellschafters entspricht. Durch seine Fähigkeit, sich eng an seinen Menschen anzuschließen, kann er ebenso in allen Sportdisziplinen hervorragende Leistungen erbringen. Nur eines will und kann der Pudel nicht: Ein vierbeiniger Sklave für 08/15-Kadavergehorsam-Abverlanger sein. Denn was er nicht verträgt, sind militärischer Drill und Härte. Der Großpudel schätzt Menschen mit Fingerspitzengefühl, Fantasie und Humor. Als Hund mit Esprit und brillanten Fähigkeiten wurde er zum Begleiter bedeutender Persönlichkeiten. Thomas Mann, Arthur Schopenhauer, Richard Wagner, Ludwig van Beethoven, Sir Winston Churchill, um nur einige zu nennen, ließen sich von ihren wolligen Gefährten inspirieren. Wie schrieb 1963 Hans Thum in „Mein Freund, der Pudel“: „Der Pudel scheint durch seine offene Herzlichkeit und durch sein elegantes Temperament geradezu prädestiniert, sich auch die Zuneigung großer und sensibler Geister zu erwerben. Im Pudel finden sie den Born der Natürlichkeit, den arglos liebenden Gegenpol ihrer eigenen Seele.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
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